Weite Prärie, lange Züge, und erstmals Regen

Unser Morgenlauf führt uns durch das Quartier des Hotels, dreimal drei Blocks, aber ausser einem Hasen, einem Eichhörnchen und einem wahrscheinlich betrunkenen Mann, der trotz klirrender Kälte auf einem Stuhl vor (s)einer Haustüre schläft, ist nichts aufregendes zu erblicken. Wir inspizieren die Bahnlinie und sehen, dass die Schienen nicht wirklich fest auf den Schwellen befestigt sind. Jedenfalls können wir die Nägel von Hand herausziehen, und beim Gehen auf den Schwellen klappert das Gleis…

Da in unserem schönen Hotel LaBonte, das von einer Familie geführt wird und keiner Kette angehört, kein Frühstück serviert wird, packen wir zuerst und fahren dann zu Clementine’s und nehmen dort ein herzhaftes Breakfast.

Als wir um zehn Uhr losbrausen, ist es immer noch saukalt. Wir fahren zuerst auf der I-25 nach Westen bis Casper, und von dort 20 Meilen auf dem Hwy 220 nach Südwesten, um dann in die 487er einzuweigen, auf der dann 100km kein Haus und keine Ortschaft mehr kommen, nur mehr einsame Prärie. Die Landschaft ist aber abwechslungsreich, die Stimmungen und Farben der Landschaft einzigartig, sodass es trotzdem nicht langweilig wird.

Das Ende dieser Strasse erreicht man in Medicine Bow, dem Städtchen aus Bonanza. Für alle ab einem bestimmten Alter sagt das alles. Sonst ist in Medicine Bow nicht viel los. Zentrum ist das Historic Virginian Hotel, in dem wir eine Jause einnehmen. Es liegt gegenüber dem Museum, und einer Tafel, die darauf hinweist, dass aus diesem Ort der National Champion des Bull Chip Throwing kommt.

Nach Medicine Bow (wir ziehen hier noch mehr Kleider an, weil es immer noch empfindlich kalt ist) geht’s nach Laramie, wo die Strasse einem Bahngleis entlang geht und einen formidablen Blick auf die vorbeifahrenden endlosen Züge zulassen. Da wir etwas schneller als die Güterzüge sind, können wir einen überholten Zug an einer günstigen Stelle abpassen und schöne Fotos machen. Als er vorbei ist, fahren wir ihm nach und überholen ihn aufs Neue. Das gibt eine lustige Rechenaufgabe: Wir fahren 70 mph. Der Zug hat 140 Wagen. Wir fahren 4.6 Meilen, bis wir den ganzen Zug von den zwei Lokomotiven, die am Schluss schieben, bis zu den drei an der Spitze überholt haben. Wie lang ist der Zug und wie schnell fährt er?

Nach Laramie braut sich für uns wettermässig etwas zusammen, und wir fragen uns, ob wir auch diesmal wieder Glück haben: Haben wir nicht. Wir erwischen grade noch ein Schnitz der Regenfront, und weil es dahinter wieder sonnig ist, stecken wir die Köpfe ein und durch. So kommen wir (dann durch den Fahrtwind der restliche Strecke wieder getrocknet) nach Walden, das bereits in Colorado liegt. Dort checken wir in einem Jägerhotel ein und schlafen in Holzbalkenromantik und unter Hirschtrophäen wohlig (das Hunter’s Special, die wir hier, den Umständen angemessen, im (gemeinsam) hauseigenen Restaurant verdrückt haben, liegt zwar etwas im Magen) ein, auf 2469 Meter über Meereshöhe! Das ist bisher die höchste Übernachtung.

An dieser Stelle muss doch einmal erwähnt werden, wie sicher und zielbewusst unser Silberrücken und Frontfahrer Hugo jeweils die Route intus hat und abends dann auch noch – und sei’s die grösste Stadt – direkt das Hotel findet. Das ist dann doch manchmal schon etwas unheimlich, fahren wir doch ohne elektronische Hilfsmittel! Dazu ein grosses Dankeschön. – Bitte!

Douglas, WY (A) – Casper, WY (B) – Medicine Bow, WY (C) – Laramie, WY (D) – Waden, CO (E)
Trip: 273mi / 439km (Total: 3’859mi/6’210km)
Zeit: 5:30h

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