Am Pazifik!

Tag 14 (Sonntag 9. September) Nun haben wir endlich den Stillen Ozean erreicht. Mit unserer Ankunft ist es aber mit der Stille vorbei! Aber nun mal ernst: Die erste Hälfte unserer Fahrt von heute führt uns pfeifengerade über viele Dutzend Meilen durch abgemähte Kornfelder. Dabei weht ein stürmischer Wind, sodass die Fahrt recht anstrengend ist, weil es uns auf den Höbeln recht hin und her wirft. Am denkwürdigsten sind heute aber die Namen der Ortschaften, durch die wir kommen:Wilbur, Almira, Cooley, Farmer, Waterville, Monitor, Cashmere, Leavenworth, Skykomish, Grotto, Goldbar, Startup, Sultan, Snohomish, Monroe, Seattle. Da wurde es uns recht komisch und snohomisch zumute…

In Wilbur machen wir einen Tankstop. Urban telefoniert mit Ursi, in der Nähe der Smartroad. In Waterville, einem kleinen Ort mit 1000 Einwohnern, das den Verkehr nichtsdestotrotz in drei 90°-Kurven durch das gesamten Städtchen leitet, machen wir den Mittagshalt im Coyote Pass Cafe, wo wir recht herzlich empfangen werden; wir essen ein selbst zusammengestelltes Sandwich (mit Horseradish) und einen Salat, und kriegen einen echten Espresso (den ersten auf unserer Reise!). In Wenatchee, am Zusammenfluss des gleichnamigen Flusses und des Columbia, wo es riesige Apfelplantagen gibt, und wo wir grosse Waldbrände beobachten, haben die eintönigen Weizenfelder ein Ende, und die Strasse in Richtung Stevens Pass beginnt. Wir tanken am Dorfeingang von Leavenworth, noch nicht wissend, was uns nach der nächsten Biegung der Strasse erwartet: Die Ortschaft sieht aus, wie wenn ein Stück Allgäu ausgestochen und hierher in den Bundesstaat Washington verpflanzt worden wäre. Alle Häuser sehen perfekt bayrisch aus, und die Hotels heissen Der Ritterhof, oder Innsbruck Motel, Alpenrose Inn, Leavenworth Nutcracker Museum, Enzian Inn, oder Heidleburger Motel, Munchen House, Obertal Inn, Lindehof Inn, Gasthaus Wunderbar, oder schlicht Hotel Pension Anna. Es ist einfach unglaublich. Aber auch die Landschaft passt sich dem bayrischen Ambiente an, alles wird total alpenländisch, wir fühlen uns total zuhause (da hätten wir uns die weite Reise aber sparen können…). Zum Stevens Pass hinauf wird es nicht nur immer kühler, sondern auch zunehmend bewölkter, sodass wir wettermässig bereits das schlimmste erwarten (was aber nicht eintrifft).

So recht durchgefroren stehen wir in Baring WA auf die Bremse und machen einen Kaffeehalt, im Almost World Famous Baring Store. Er ist im Schalterraum der ehemaligen Bahnstation untergebracht, mit authentischem Interieur. Die Wirtin berichtet, dass die Bahnlinie recht aktiv ist, und dass des nachts wegen des Bahnüberganges gegenüber die Züge ständig hupen und läuten. In Sultan treffen wir den ersten Kreisel unserer Reise an. In Monroe schliessen wir auf die Autokolonne auf, die bis nach Seattle Downtown hinunter führt. Wir fahren zielstrebig und schnurstracks auf der sechsspuringen Autobahn in die Innenstadt hinunter, gerade vors Hotel „Sixth Avenue Inn“. Der Verkehr ist so dicht, dass wir alle Synapsen ausfahren und alle Rezeptoren voll auf Anschlag bringen müssen (da japsen die Synapsen).

Am Abend gehen (zu Fuss ca. 1 km) wir in ein schickes Steak- und Seafood-Restaurant zum Dinner. Abgesehen, dass die Ente als Lammkeule geliefert wird, ist es ausgezeichnet. Beim Bier nimmt Markus die weiten Weizenfelder wieder auf (ein Leavenworth Hefeweizen). Dann ab ins Zimmer und bloggen!

Spokane, WA (A) – Coulee City,WA (B) –Leavenworth,WA (C) – Seattle,WA (D)
Trip: 304mi / 489km (Total: 3’346mi/5’384km)
Zeit: 5:30h

Ein Gedanke zu „Am Pazifik!

  1. Liebe Kupferschmidts on the road,

    es ist ein Vergnügen, eurer Reise in Text und Bild zu folgen. Das tue ich fast täglich, bin immer wieder gespannt auf eure Erlebnisse, Fahrten, Um(Un-)Wege, Coffee Breaks, Begegnungen, auf die unglaublichen Landschaften, den weiten Himmel, die schweren (und sicher vertrauenerweckend tief brummenden) Maschinen, die fidelen Gesichter, die aus irgendeinem Swimming Pool herausgrinsen (o.k., das war weiter südlich; jetzt sieht man Hugo neben einem weisshaarigen Rotwild oder so)…

    Geniesst eure Reise, every mile of it, wir Zuhausegebliebenen denken an euch und reisen ein bisschen mit.

    Und später, viel später, sitzt ihr auf der Bank vor dem Haus (oder on the porch), schaut ins Weite, nickt bedächtig und sagt zu einander: „Wisst ihr noch, damals auf dem One Million Dollar Highway? Oder in Leavenworth? Yeah, we’ve been around.“

    Herzliche, unbändige Grüsse
    Andreas

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