Hungry Horse

Heute Morgen müssen wir diszipliniert sein: Ohne Verzug aufstehen, joggen, packen und los, weil wir haben bei Harley-Davidson in Spokane Valley um 09:00 den Termin für den Reifenwechsel bei Urbans Maschine. Es geht auf der I-90 rund 20 km nach Westen, über die Grenze nach Washington. Diese HD-Filiale ist ein riesiger Laden, mit einer Auswahl, dass einem das Augenwasser kommt.

Im Laden decken sich noch alle drei mit gewissen Kleidungsstücken ein. Urban stellt erst nachher fest, dass auf seiner neu erstandenen Jeansjacke auf dem Rücken in grossen Lettern HARLEY DAVIDSON steht (ja hoppla: Was denn sonst?). Auf der anderen Seite der Autobahn nehmen wir im Cozy Cafe das Frühstück ein, während die Mechaniker ihre Arbeit tun. Eine gute Stunde später nehmen den Hobel wieder in Empfang. Er ist säuberlich gereinigt, und hat einen neuen Hinterreifen (wir haben schon befürchtet, man könnte auch die abgeschmirgelten Fussbrettli ersetzt haben, dann wären Urbans ganze Ferien umsonst gewesen, weil die sind ja sein ganzer Stolz…). Dave Stucky, ein Angestellter mit Schweizer Wurzeln, zeigt uns noch die Werkstatt und die Lagerräume im Hintergrund (nochmals Augenwasser). Schliesslich wird es halb zwölf, bis wir uns auf die Socken machen können. Das gibt eine Herausforderung, denn wir haben heute eine überdurchschnittlich lange Tagesetappe, plus verlieren wir beim Überqueren der Zeitzonengrenze zur Mountain Time ein Stunde. Das wird eng werden, wenn wir noch bei Tageslicht unser Ziel erreichen wollen.

Wir fahren zuerst wieder nach Coeur D’Alene zurück, dann nach Norden auf den Hwy 95, der uns durch eine angenehme Hügellandschaft zunächst bis zum schönen Sandpoint am Lake Pend Oreille bringt, und dann weiter bis nach Bonners Ferry, wo wir einkehren (Rusty Moose).

Es ist schon nach zwei Uhr, als wir weiterfahren. Der Weg geht nun entlang dem Kootenai River entlang nach Südosten bis Libby. Von dort aus könnten wir direkt nach Kalispell fahren, machen wir aber nicht, sondern nehmen die Route auf der Strasse 37 entlang dem Lake Koocanusa, die viel schöner und sehr wenig befahren ist. Herrlich! Ganz am Anfang besichtigen wir den Libby Dam, der den See aufstaut. Nahe an der kanadischen Grenze stossen wir auf Eureka, wo wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreichen. Wir erlauben uns trotz vorgerückter Stunde noch den Spass, die paar Meilen direkt bis an die kanadische Grenze zu fahren, was wir natürlich genügend fotodokumentieren. Auch stellen sich nunmehr an der Gashand die ersten Schwielen ein.

Die Sonne neigt sich schon bedrohlich, aber trotzdem romantisch dem Horizont zu, als wir die letzte Etappe unter die Räder nehmen. Zum Glück ist die Strasse durch die Kootenai und Flathead National Forests in gutem Zustand und ohne enge Kurven, sodass wir zügig die knapp 60 Meilen bis Whitefish zurücklegen und die Stadt bei Sonnenuntergang erreichen. Von dort ist es vergleichsweise nur mehr ein Katzensprung bis zu unserem Nachtlager in Hungry Horse, einem kleinen Wildweststädtchen am Ausgangspunkt zum Glacier National Park, wo wir morgen hinwollen.

Nun, der Name ist Programm: Wir haben zwar in Google zwei oder drei Resturants im Städtchen ausgemacht. Leider ist heute in einem eine geschlossene Gesellschaft, im anderen wird nicht gekocht, sondern nur gesoffen, und das dritte hat zu. Da bleibt nichts anderes übrig, als frohgemut ein wenig dem Magenknurren zu lauschen! Nun hat aber die Wirtin des Elkhorn Grill ein Einsehen, weil sie nicht ansehen kann, wie wir darben, und macht uns, obschon sie bereits geschlossen hat, einige Sandwiches mit Kartoffelsalat zum mitnehmen (und schenkt uns obendrein noch ein Stück leckeren Huckleberry Pie). Wir nehmen das Ganze mit und gehen nach nebenan in die Dam Town Tavern, wo zu dieser Stunde bereits keiner mehr nüchtern (ja eigentlich eher sternhagelvoll) ist, und eine entsprechend rässe Stimmung herrscht. Jedenfalls werden wir beim Eintreten gleich von einer angetrunkenen und angejahrten halb auf- halb abgetakelten Blondine ohne Vorwarnung umarmt, wovon Markus den Hauptharst abbekommt. Wir ziehen uns auf ein hinteres Tischchen zurück, bestellen ein Bier, und essen vergnügt unser leckeres Nachtmahl.

Coeur d’Alene, ID (A) – Sandpoint, ID (B) – Bonners Ferry, ID (C) – Libby, MT (D) – Eureka, MT (E) – Hungry Horse, MT (F)
Trip: 328mi / 528km (Total: 2’216mi/3’566km)
Zeit: 6:00h

Ein Gedanke zu „Hungry Horse

  1. Dieser HD-Laden ist der Hammer, aber was ist dem müden American über die Leber gekrochen,
    vielleicht die gelbe Farbe?

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