Sierra Nevada

Heute geht’s über die Coast Ranges quer durch das Sacramento Valley in die Sierra Nevada. Und Urbans Motorrad verliert seine ersten Teile, und Markus‘ Maschine Öl.

Wir starten den Morgen mit dem täglichen Jogging durch  das Quartier, wo sich immer interessante Einblicke in die morgendlich verschlafenen Nachbarschaften bieten. Danach wird der Beitrag im Blog von gestern vervollständigt. Ans amerikanische Frühstück im engen Frühstücksraum gewöhnen wir uns Schritt für Schritt.

Trotzdem sind wir gegen zehn abfahrbereit. Der Himmel lacht, kein Wölkchen trübt den frischen Tag, aber es ist saukalt. Die Wetterprognosen sagen dennoch bis 30°C voraus. Wir fahren den Hwy 101 nach Norden und zweigen dann nach Osten in den Hwy 20 ab, dem wir rund 200 Meilen bis nach Nevada City folgen. Die Strasse führt uns zuerst am schönen Clear Lake vorbei, mit den Ortschaften Nice und Lucerne (beide erheblich kleiner als die Originale), dann über die Berge der Coast Ranges nach Williams im Sacramento Valley, wo Obst und Gemüse im grossen Stil angebaut wird. Wohl hier in der Gegend muss der Film ‚More than Honey‚ entstanden sein. Wir sehen riesige Mandelwälder und zig Bienenkästen wie im Film. Wir durchqueren das Tal (mit einer Mittagspause in Jeff’s Cafe in Colusa), fahren mitten durch Yuba City hindurch, an Smartville vorbei und bis nach Grass Valley am Fuss der Sierra Nevada. Bei Nevada City, gleich danach, verlassen wir den Hwy 20 und folgen der Strasse 49 nach Norden. Das bedeutet zwar einen weiten Umweg, der sich aber lohnt: Es geht durch die Berge, mit vielen Kurven, durch endlose Wälder und kleine schmucke Dörfchen (beispielsweise Downieville). Bei Peterson’s Corner, einem Holzfällertreffpunkt noch vor North San Juan, machen wir die zweite Pause, nehmen einen Kaffee und studieren die einheimischen Spuraden. Erstaunlich: die Hillbilly-Typen sind wie aus dem Film. Die Wälder und Berge präsentieren sich uns im wunderschönsten Abendlicht.

Wir erreichen Truckee kurz vor sieben, noch bei Tageslicht. Die Rezeptionistin der Truckee Donner Lodge mit den blaugrünen Haaren organisiert uns einen Tisch im Cottonwood, wo man feine Steaks isst und einen genialen Blick auf das nächtliche Truckee hinunter geniesst. Die Tour heute war wirklich der Hammer. Kurven ohne Ende mit genau dem richtigen Radius. Die Trittbretter haben schon merklich an Material verloren.

Ach ja, noch zu den Motorrädern: Eine Maschine spuckt Öl aus dem Öltank, sodass Auspuff und rechte Satteltasche völlig verschmiert sind, und die andere beginnt einen veritablen Striptease. Mitten auf dem Weg wirft sie das erste Hüllenstück ab. Wir bemerken erst bei einem Aussichtshalt oberhalb Sierra City, dass das Hitzeschild am vorderen Auspufftopf fehlt, es bambelt nur noch die gebroche Bride, die wir als Corpus Delicti asservieren. Ungebrochen ist dagegen unsere Begeisterung über die heutige Route und den heutigen Tag!

Natürlich müssen wir unsere verschiedenen Fahrstile wieder aufeinander abstimmen. Während die einen noch durch die Gegend crusen (auf deutsch: tuckern), fahren die anderen (die eingebildeten) wirklich Motorrad.  Die Hoffnung bleibt, dass wir das in den nächsten Tagen auch noch in den Griff kriegen… aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ukiah, CA (A) – Lucerne, CA (B) – Colusa, CA (C) – Nevada City, CA (D) – Downieville, CA (E) – Truckee, CA (F)
Trip: 278 mi / 447km (Total: 466mi/750km)
Zeit: 6:30h