Tag 10 (Mittwoch 5. September) Beim Joggen am Morgen frieren wir, trotz der Sonne, recht an die Glieder. Jackson Hole liegt eben an die 1901 Meter hoch, und das merkt man jetzt. Nach dem Frühstück im Laura Ashley Living Room packen wir unser Zeug zusammen und brausen los, nach Norden in den Grand Teton National Park hinein. Linkerhand, dh. im Westen, erheben sich die erhabenen Gipfel der Teton Range, um diese Jahreszeit ohne Schnee (was noch prächtiger ausgesehen hätte). Anstatt auf der Hauptstrasse 191 zu bleiben, zweigen wir an der Moose Junction nach links in die Strasse nach Jenny Lake ab. In der Jenny Lake Lodge hätte uns ein Zimmer (falls wir nicht im März das letzte Cabin im Yellowstone Park noch erwischt hätten) an die 500 Bucks gekostet! So mondän ist es hier. Der See selbst ist wunderhübsch, und wir machen den einen oder anderen Halt, um die Aussicht zu geniessen. Weiter nördlich geht’s dann dem Jackson Lake entlang. Hier beobachten wir am Ufer vier Fischotter, die recht neckisch im Wasser spielen und sich nicht durch die vielen Beobachter gestört fühlen. Der Abstieg zum Ufer ist recht steil, sodass die galanten Herren ihren Begleiterinnen ab und zu die Hand helfend reichen. Den nächsten Halt machen wir am Staudamm (Jackson Lake Dam and Reservoir), wo der Snake River den See verlässt. Hier fliesst mit Getöse viel Wasser ab, ein brausendes Spektakel (und unten stehen dick und fett ein grosser Fischschwarm). Danach verlassen wir den Grand Teton National Park und folgen dem John D. Rockefeller jr. Memorial Parkway (Rockefeller hat hier seinerzeit viel Land gekauft und später gestiftet, um die Errichtung des Nationalparks zu ermöglichen) nach Norden bis zum Eingang des Yellowstone National Park, wo wir einer feschen Rangerin wieder einmal unsere Jahreskarte präsentieren und mit guten Wünschen durchgewunken werden.
Die Strasse führt durch Wälder nach Norden. An vielen Stellen sind die alten Bäume entweder durch Waldbrand oder andere Gründe völlig abgestorben, und von unten wächst überall ein neuer Wald nach. Wir kommen am schönen Lewis Lake an und fahren rasch ins Grant Village für einen Boxenstop. Die Strasse dorthin ist derart holperig, dass es Markus Spiegelreflexkamera aus dem Rucksack hinausschüttelt und auf der Strasse zerscherbelt. Totalschaden! Mit etwas gedämpften Mut (gedämpft passt hier bei diesen vielen heissen Quellen eigentlich sowieso gut; gedünstet ginge auch gut …), ob das nicht ein schlechtes Omen ist, fahren wir weiter direkt zum alten Faithful. Bei der Anfahrt sehen wir ihn gerade Dampf ablassen, und als wir unsere Bikes abgestellt haben, kommen uns die Leute in Scharen entgegen. Nirgends steht, wann er wieder ausbricht, und wir schätzen, dass das ca. in 45 Minuten der Fall ist, und machen eine Runde von Geysir zur Geysir, von Schlammloch zu Wasserloch. Nach einer Dreiviertelstunde ist abenoch gar nichts zu sehen. Erst nach 90 Minuten füllt sich die Tribüne, was wir als sicheres Zeichen nehmen, dass es jetzt dann gleich soweit ist. Wir setzen uns in die erste Reihe und warten geduldig. Der Mob wird immer unruhiger, und schliesslich erhebt sich der Wasserspiegel, und nach einigen Proberülpsern lässt er dann majestätisch seine Wasserfontänen gen Himmel steigen. Es ist eigentlich gar kein Wasserstrahl, mehr so etwas zwischen Brause und Sprühdüse.
Dann ist es schon recht spät geworden, und wir haben noch einen ziemlichen Weg vor uns bis ins Canyon Village. Wir beziehen unser Cabin, und draussen rennt eine Gruppe deutscher Mädels vorbei und ruft:“Bison schauen, Bison schauen!“. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen, und wir folgen der munteren Gruppe. Und tatsächlich, mitten im Gelände grast ein Bisonbulle, ein Riesending, ein Prachtstück, ein Mordsteil. Er lässt sich durch unsere Anwesenheit und das Kamerageklicke überhaupt nicht irritieren. Ein Superabschluss für den Tag!
Jackson Hole, WY (A) – Jenny Lake,WY (B) – Old Faithfil, WY (C) – Canyon Village im Yellowstone National Park, WY(D)
Trip: 158mi / 254km (Total: 2’260mi/3’636km)
Zeit: 4:30h